Es war ein grauer Morgen, der da heute früh durch mein Fenster zu mir hereinschaute. Ein Tag zum Im-Bett-Bleiben, wie es schien. Und für eine Weile erschien mir das durchaus als lohnenswerte Möglichkeit. Bis mich mein Magen mit grimmigem Knurren daran erinnerte, daß ich zum Brunch verabredet war. Die Aussicht auf ein kräftiges Frühstück, für das ich nichts weiter tun mußte, als mir das Essen von einem reichhaltigen Büffet zu holen, trieb mich schließlich doch aus dem Bett…
Und so wurde uns heute ein richtig schöner Tag beschieden. War der Brunch im Restaurant Cana schon phänomenal gut, so daß wir uns richtig Zeit ließen, ihn zu genießen, so verzogen sich schließlich auch die grauen Wolken mit ihrem nieseligen Regen und ließen der Sonne ihren wohlverdienten Vortritt. Die perfekte Gelegenheit, dem üppigen Brunch noch einen ausgedehnten Herbstspaziergang folgen zu lassen.
Gibt es etwas Schöneres als einen milden, sonnigen Herbsttag, wenn das Laub der Bäume in bunten Farben schillert und in weiten Spiralen sanft zur Erde schwebt? Ich erinnerte mich an meine Kinderzeit, als ich voller Begeisterung durch das Herbstlaub auf den Wegen stiefelte und es vor mir aufwirbelte. Und es war mir überhaupt nicht peinlich, das jetzt wieder zu tun. Und während wir so von der Fischerinsel durch das Heinrich-Heine-Viertel bis zum Engelbecken und von dort über den Alfred-Döblin-Platz, wieder durch das Heine-Viertel bis zum Spittelmarkt wanderten, von dem wir unseren Weg über den Hausvogteiplatz, den Gendarmenmarkt und den Bebelplatz bis zum Lustgarten fortsetzten, stellte ich wieder einmal fest, was ich doch immer schon wußte: Mein Berlin ist eine schöne Stadt – zu jeder Jahreszeit hat sie ihre ganz besonderen Reize.