Alle Beiträge von Alexander Glintschert

An der Mauer entlang

Dieser Beitrag ist Teil 1 von 1 der Beitragsserie "Grüner Hauptweg Nr. 19"

Nach der ersten Etappe auf dem Grünen Hauptweg Nummer 19 neugierig geworden, wie es denn weitergeht, entschloß ich mich, den heutigen Feiertag zu nutzen, um – keine Himmelfahrt und auch keine Bollerwagentour zu unternehmen, sondern die Wanderung fortzusetzen. Am Spreebogen geht es heute los – genau dort, wo der vorangegangene Abschnitt geendet hatte.

Auf dem Marie-Elisabeth-Lüders-Steg
Ein Blick zum Hauptbahnhof vom Marie-Elisabeth-Lüders-Steg über der Spree.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Und so steige ich hinauf auf den Marie-Elisabeth-Lüders-Steg, wo die ersten Fotos mitten über der Spree entstehen. Sonne war versprochen worden, doch die läßt sich nicht blicken, versteckt sich hinter dicken, recht grauen Wolken. Dazu weht mir ein doch recht kühler Wind um die Nase. Für eine Stadtwanderung ist das aber durchaus angenehmes Wetter. Solange es nicht regnet. Doch das steht heute glücklicherweise nicht auf dem Programm.

Weiter geht es an der Spree entlang bis kurz vor den Hauptbahnhof, wo der Weg auf das Alexanderufer abbiegt – eine Straße, die mir irgendwie sympatisch ist. Humboldthafen, Charité, Hamburger Bahnhof, Hauptbahnhof – bereits hier gibt es eine Menge zu sehen.

Das Grabmal von Julius von Verdy du Vernois
Auf dem Invalidenfriedhof steht dieses Grabmal von Julius von Verdy du Vernois, der einst preußischer Staats- und Kriegsminister war.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Hinter der Invalidenstraße führt mich der Weg dann ein Stück am Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal entlang. Er folgt dem ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer und quert den Invalidenfriedhof. Es ist der erste von vier Friedhöfen, an denen ich heute vorbeikomme – und sie alle haben eines gemeinsam: ihnen wurde ein nicht geringer Teil ihrer Fläche durch den Mauerstreifen entrissen, die darin liegenden Gräber wurden damals einfach planiert. Die Wunden in den stillen Arealen sind heute noch überdeutlich zu erkennen.

Weiter nördlich erreiche ich die Mündung der Panke. Der Weg biegt hier vom Kanal nach rechts ab und folgt weiter dem Mauerstreifen. Über die Chausseestraße geht es in die Liesenstraße, wo ich mir einen Abstecher auf den Friedhof II der Französisch-Reformierten Gemeinde erlaube, um die Grabstätte Theodor Fontanes aufzusuchen. Gleich in der Nähe entdecke ich auch das Grab des Dichters Peter Hacks. Einige seiner Kinderbücher haben mir meine Kindheit verschönert.

Der Park auf dem ehemaligen Bahngelände des Nordbahnhofs ist eine stille Oase inmitten der Stadt. Der Frühling zaubert bunte Blüten an Bäume und Sträucher. Hin und wieder tauchen aus der Erde alte Gleise auf. Eine ferne Erinnerung an die Hochzeit der Eisenbahn in Berlin.

Am Ende des Parks, dort, wo einst das Bahnhofsgebäude stand und heute nur noch die S-Bahn hält – was man aber nicht sieht, weil sie es vorzieht, sich unter der Erde aufzuhalten -, biegt der Weg in die Bernauer Straße. Hier, an der Gedenkstätte Berliner Mauer stürzt er mich in den Menschentrubel, denn zum einen ist diese ein Touristenmagnet, zum anderen ist gerade evangelischer Kirchentag in Berlin. Seit ich das letzte Mal hier war, ist die Gedenkstätte ganz schön ausgebaut worden. Sie zieht sich jetzt die ganze Bernauer Straße entlang. Ich mache mir im Geiste eine Notiz, ihrer Besichtigung bei Gelegenheit mal einen Tag zu widmen.

In der Oderberger Straße
Bunte Fassaden säumen die Oderberger Straße mit ihren zahlreichen Cafés und Restaurants.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Heute wandere ich nur die Bernauer Straße entlang, bis sie den Mauerpark erreicht. Der ehemalige Mauerstreifen und mit ihm der Mauerweg biegen hier links nach Norden ab, während mein Grüner Hauptweg Nummer 19 rechts der Oderberger Straße folgt, die, gesäumt von bunten Fassaden sanierter Altbauten, voller Cafés und Restaurants ist, die sich auf beiden Seiten aneinanderreihen. Und hier läßt sich endlich auch die Sonne blicken und sorgt so für ein beinahe sommerliches Ambiente.

Hinter der Kastanienallee komme ich am alten Stadtbad vorbei und bin kurz danach auch schon auf der Schönhauser Allee, wo die U-Bahn den dunklen Schlund ihres Tunnels verläßt und der Höhe ihres Viaduktes entgegenstrebt. An der Straßenecke erhebt sich der Turm der alten Schultheiß-Brauerei, die es längst nicht mehr gibt. Heute wird hier Kultur zusammengebraut.

An dieser Stelle ist meine Wanderung für heute zu Ende. Runde 10 Kilometer reichen. Die nächste Etappe will mir ja sicher auch noch was zeigen.

Rund um den Berliner Tiergarten

Frühling in Berlin im schönen Monat Mai. Was gibt es da Besseres, als die Wohnung zu verlassen und rauszugehen ins Freie, wo die Sonne scheint und der Wind einem um die Nase weht…

Blick über die Spree auf die Lutherbrücke.
Blick über die Spree auf die Lutherbrücke.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Gesagt, getan. Doch wohin soll’s gehen? Gute Frage. Glücklicherweise stellt die Beantwortung dieser Frage in Berlin überhaupt kein Problem dar. Grüne, blühende Natur und eine Vielzahl an Gewässern bis tief in die Stadtmitte hinein – davon hat Berlin reichlich. Man muß gar nicht weit hinaus fahren, um das zu genießen. Bereits eine Stadtwanderung bietet diesbezüglich alles, was man sich nur wünschen kann. Und man muß nicht mal selbst danach suchen, denn hier gibt es eine wunderbare Erfindung: Die zwanzig Grünen Hauptwege mitten in der Stadt, die den neugierigen Berliner ebenso wie den interessierten Berlin-Besucher mitten in die zahlreichen grünen Oasen der Stadt führen.

Das probiere ich immer wieder gerne aus und lasse mich entführen in die wunderbarsten Ecken meiner Stadt, von denen ich viele selbst noch gar nicht kenne. Heute habe ich mich für den Grünen Hauptweg Nummer 19 entschieden – ein Rundweg, der die Berliner Innenstadt erkundet. Meine erste Etappe beginnt an der Corneliusbrücke am Berliner Tiergarten und führt an diesem entlang und um ihn herum bis zum Spreebogen am Berliner Hauptbahnhof. Nicht sehr lang, nur runde acht Kilometer, für die man sich so alle Zeit der Welt lassen kann. Denn zu sehen gibt es allemal genug…

Vorgezogener Osterspaziergang

Ostern 2017. Wollte man das diesjährige Osterfest mit einem Wort zusammenfassen, gäbe es dafür nur ein Wort: April. Denn das Wetter war an diesen vier Ostertagen ganz genauso, wie es besagtem Monat stets zugeschrieben wird: wechselhaft  und unentschieden. Praktisch war für jeden was dabei – Sonnenschein, Regen, Wind, Sturm, Hagel. Dazu war es mit Temperaturen unter 10 Grad Celsius doch entschieden zu kühl.

Auf der Luiseninsel im Berliner Tiergarten
Auf der Luiseninsel im Berliner Tiergarten
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

So richtige Frühlingslaune wollte da nicht aufkommen.  Glücklicherweise war mir diese ein Wochenende zuvor vergönnt. Bei Temperaturen nahe 20 Grad  und einem strahlend blauen Himmel, den nicht ein einziges auch noch so kleines Wölkchen trübte, lud der Sonntag geradewegs dazu ein, den Osterspaziergang vorzuziehen und den Frühling zu begrüßen. Und als hätte ich gewußt, was das eine Woche darauf folgende Osterfest für Wetterkapriolen in petto haben würde, bin ich dieser Einladung gefolgt und habe mich auf den Weg in den Berliner Tiergarten gemacht.

Hier  ein paar Eindrücke…

Geschichte im Verein

Nun ist doch geschehen, von dem ich glaubte, daß es mir aber ganz bestimmt nicht widerfahren würde: ich bin  Vereinsmitglied.

Vereine gibt es ja bekanntlich viele. Ich assoziierte dabei immer  so etwas wie Sportvereine, Schachclubs oder politische Gemeinschaften. Und auch, ich gebe es zu, das Klischee des Kaninchenzüchtervereins.

Sonderlich sportlich bin ich eigentlich nicht, auch wenn ich Sport natürlich nicht gänzlich aus dem Wege gehe. Man will ja nicht völlig unbeweglich werden. Doch mein Fahrrad oder das Fitneßstudio reichen mir dafür völlig aus. Gruppensport mag ich hingegen bestenfalls als Zuschauer, für Wettkämpfe fehlt mir der Ehrgeiz. Sportvereine und Schachclubs schieden also schon mal aus.

Weil ich mir meine Meinung, insbesondere die politische, gerne selbst bilde  und sie dementsprechend auch  selbst vertreten möchte, kann ich den  Rahmen oder gar Zwang einer Gruppe dabei überhaupt nicht brauchen.  Oder, um es mit Reinhard Mey zu sagen:

Es paßt, was ich mir denke,
Auch wenn ich mich sehr beschränke,
Nicht auf einen Knopf an meiner Brust!

Eine politische Vereinigung  ist also meine Sache auch nicht.

Darüberhinaus habe ich mir bisher eigentlich keine weiteren Gedanken über Vereine gemacht.  Was sollte da schon noch sein…

Daß da noch mehr sein kann, entdeckte ich durch einen Flyer, der mir in der Berliner Stadtbibliothek in die Finger kam und mit dem ein Verein für sich warb, der so derart auf der Linie meines  Interesses lag, daß  es  gar keiner langen Überlegung bedurfte, um mir klarzumachen, daß ich  dabeisein wollte.

Und so ist es nun nach dem Ausfüllen des Antrags auf Mitgliedschaft, der in überragend kurzer Zeit erfolgten Aufnahme, dem Erhalt der Mitgliedsurkunde und  der ersten Zahlung des jährlichen Mitgliedsbeitrags offiziell: ich bin Mitglied im  Verein für die Geschichte Berlins e. V., gegründet im Jahre 1865.

Daß meiner Heimatstadt Berlin eines meiner Hauptinteressen  gilt, dürfte niemanden überraschen, der bereits einmal bei  Anderes.Berlin  vorbeigeschaut hat.  Die Beschäftigung mit der Geschichte und den Geschichten meiner Stadt, ihrer Bauten und Sehenswürdigkeiten, aber auch ihrer Persönlichkeiten, ob sie gegenwärtig oder fast vergessen sind, ist eine meiner größeren Leidenschaften. Und weil ich diese im Zweck und in den Zielen des Vereins wiederfinde, bin ich gern dabei – bei den vielfältigen Veranstaltungen des Vereins   und,  wenn  sich die Möglichkeit bietet,  auf unterstützende Weise.

Schauen wir mal, was daraus wird. Ich bin gespannt!

Gedanken zum Jahresende…

Dieser Beitrag ist Teil 1 von 8 der Beitragsserie "Gedanken zum Jahreswechsel"

Silvesterabend. 2016. Wieder neigt sich ein Jahr dem Ende.

Im Glas, das auf meinem Schreibtisch steht, funkelt der Rotwein im Schein der Lampe neben mir. In Gedanken lasse ich die zurückliegenden zwölf Monate Revue passieren. Ein ruhiger Jahresausklang. Leise und besinnlich.

Die Party lasse ich dieses Mal aus. Keine Lust auf Lärm, Partyspiele und Alkohol. Draußen feuern sie schon ihre Böller ab. Es knallt und rumst, blitzt und prasselt immer wieder vor meinem Fenster.  Davon lasse ich mich jedoch nicht stören. Mein Fall war es sowieso nie. Ich erinnere mich noch, wie ich das als Kind unbedingt mal ausprobieren wollte. Wochenlang habe ich meinen Eltern in den Ohren gelegen, bis sie sich schließlich breitschlagen ließen und Geld in ein paar Raketen und Knaller investierten. Den ganzen Tag war ich aufgeregt, und als es endlich Abend war, gingen meine Eltern und ich hinunter auf die Straße. Die Knaller waren zuerst dran – ich durfte sie werfen. Es rumste, das war’s. Ich weiß noch, daß ich das nicht sonderlich beeindruckend fand. Da sie nun aber mal da waren, zündete ich unter Aufsicht meiner Eltern einen nach dem anderen an und warf sie davon. Bumm und aus. Dann kamen die Raketen an die Reihe. Mein Vater stellte eine in eine eigens dafür mitgebrachte Flasche, zündete sie an und trat zurück. Die Lunte brannte, dann zischte es laut und die Rakete sauste in den Nachthimmel. Ich folgte ihr mit den Augen, bis sie weit oben zerplatzte. Funken in bunten Farben stoben auseinander. Hübsch sah’s ja aus, doch schnell waren sie wieder verloschen. Kurze Zeit darauf war ein Knall zu hören. Fragend sah ich meinen Vater an. Das war’s? Er nickte. Hm. Als wir alle Raketen verschossen hatten, verspürte ich kein großes Bedauern, daß es vorbei war.

Das war das erste und auch das letzte Silvester, an dem ich mich mit Knallkörpern und Raketen abgab. Mag sein, daß die damaligen Raketen nicht so ausgefeilt waren wie heute. Es waren ganz sicher auch nicht die Teuersten. Und dennoch: wenn ich seitdem Silvester die Knallerei beobachtete, verspürte ich nie mehr den Wunsch, selbst dabei mitzutun. Also sollen sie auch in diesem Jahr ohne mich auskommen. Ich bin sicher, sie werden mich dabei nicht vermissen.

Da sitze ich nun also und denke über das vergangene Jahr nach. Es gab viel Schönes und nur wenig, auf das ich gerne verzichtet hätte. Zu letzterem gehören Enttäuschungen, die es im Leben immer wieder gibt, auch wenn man sich noch so sehr wünscht, sie vermeiden zu können. Ich spreche dabei nicht von solchen, die man durchlebt, weil etwas nicht so geschehen ist, wie man es sich erhoffte, oder weil man etwas nicht erhielt, nach dem es einen doch so sehr verlangte. Die sind harmlos und gewissermaßen materiell. Derartige Enttäuschungen tun nicht wirklich weh und gehen meist schnell vorüber.

Schwerer wiegen Enttäuschungen, die man von Menschen aus seinem Umfeld erfährt – weil sie sich nicht so verhalten haben, wie man es von ihnen erwartet hat, oder weil sie etwas getan haben, was man ihnen nicht zutraute. Das kann weh tun, vor den Kopf stoßen und auch verletzen. Das Einfachste wäre es dann, wenn man ihnen aus dem Weg ginge. Doch das ist nicht immer möglich. Wie aber geht man dann damit um?

Was mir dabei geholfen hat, war die Erkenntnis, daß eine Enttäuschung oft zwei Beteiligte hat, die für sie verantwortlich sind – und der eine ist man selbst. Man selbst hat zu ihrem Entstehen beigetragen, indem man sich einer falschen Vorstellung des Anderen hingegeben hat. Man hat sich gegebenenfalls eine Illusion gebaut und vom Anderen erwartet, daß er ihr entspricht. Wenn er das dann nicht tut, so ist man daran zu einem guten Teil auch selbst schuld. Zumindest sollte man sich die Frage stellen, ob das nicht der Fall sein könnte – und man sollte sie sich selbst gegenüber so ehrlich wie nur irgend möglich beantworten.

Ebenfalls hilfreich fand ich eine Sichtweise, die sich eigentlich aus dem Wort Enttäuschung selbst ergibt. In ihm steckt nämlich durchaus auch etwas Positives, denn wörtlich genommen bedeutet eine Ent-Täuschung, daß man einer Täuschung, einer Illusion entledigt wurde. Das mag sich im Einzelfall durchaus schmerzhaft anfühlen, denn wenn Illusionen platzen, tun sie das mit lauten Knall – das haben sie wohl mit Luftballons gemein… Und doch ist es etwas Gutes, wenn man der Illusion nicht mehr nachhängt, sondern stattdessen nun klar sieht. Und wenn man durch das Handeln des Anderen nicht zu sehr verletzt wurde, kann es einem ermöglichen, sich besser auf die andere Person einzustellen. Und es kann eine Chance sein –  für einen ehrlicheren Umgang miteinander.

Wenn mir 2016 nur diese eine Sichtweise bescherte, dann hat es sich schon gelohnt.

Weihnachten im Berliner Konzerthaus

Was für ein wundervoller Abend!

Das Konzerthaus Berlin griff Weihnachten ein wenig vor, als es heute abend die Teile 1 bis 3 sowie 6 des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach zur Aufführung brachte. Der Abend begann für mich und andere Interessierte mit einer ausgezeichneten Konzerteinführung von Dr. Dietmar Hiller, seines Zeichens Dramaturg am Berliner Konzerthaus. Auf sehr mitreißende und Begeisterung vermittelnde Weise erzählte Dr. Hiller die Vorgeschichte der Entstehung des Weihnachtsoratoriums und wie Bach Teile seines eigenen, früheren Schaffens dafür wiederverwendete und umarbeitete. All das würzte er mit vielen Tonbeispielen, was uns Zuhörern das Werk lebendig nahebrachte und uns bestens darauf einstimmte. Eine großartige Idee!

Was mir zwar nicht völlig unbekannt war, was ich jedoch andererseits so genau auch wieder nicht wußte, war, daß die ersten drei Teile des Oratoriums für die Aufführung an den Weihnachtsfeiertagen entstanden, von denen es früher drei gab, während der letzte Teil dem 6. Januar vorbehalten blieb, an dem das Epiphaniasfest gefeiert wurde. In der Adventszeit hingegen waren zu Bachs Zeiten jegliche Aufführungen dieser Art völlig unüblich, sollte diese Zeit doch eine stille sein. Nun, das interessiert in dieser unserer durchkommerzialisierten, „Event“-süchtigen Zeit ja sowieso kaum noch jemanden. Heutzutage scheint Weihnachten ja längst das Fest des Kommerzes zu sein. Doch ich schweife ab…

Wenn diese Aufführung des Weihnachtsoratoriums also auch mitten in die stille Adventszeit fiel, so war dies doch ein – bezogen auf Bachs Zeiten – Tabubruch, an dem es wahrlich nichts auszusetzen gab. Hier wurde Kultur in Reinform geboten, und das in künstlerischer Perfektion, soweit das meine Laienohren zu beurteilen verstanden.

Neben den Solisten Gesine Adler (Sopran), Susanne Langner (Alt), Tobias Hunger (Tenor) und Tobias Berndt (Baß) sang der Thomanerchor Leipzig und spielte das Konzerthausorchester Berlin. Das weckte natürlich Erwartungen – und sie wurden, was mich betrifft, nicht enttäuscht. Ach, was sag ich – sie wurden übertroffen! Es war ein wirklich zauberhafter Abend, der jede einzelne Minute investierter Zeit mehr als wert war. Am Ende gab es lang andauernden Applaus für das gesamte Ensemble. Und was ich besonders schön fand: Musiker und Chorsänger, die im Laufe der Aufführung bei einzelnen Stücken besondere Leistungen bei herausgehobenen Passagen hatten erbringen müssen, wurden vom Publikum mit hochverdientem Extra-Applaus bedacht.

Alles in allem war dieser Abend eine schöne Einstimmung auf eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit – und um ein Vielfaches lohnender, als es jedes dem Kommerzwahn entrissene Geschenk sein könnte…

Im neuen Gewand…

…präsentiert sich mit dem heutigen Tage meine persönliche Website www.glintschert.de. Funkelnagelneu und glänzend ist sie, blitzt und blinkt an allen Ecken.

Na, ganz so schlimm ist es nicht – auf das Blinken habe ich wohlweislich verzichtet. Erinnert sich eigentlich noch jemand an das <blink>-Tag aus den guten alten Netscape-Tagen? Das waren Zeiten! Ein Flimmern und Flackern allüberall im aufkommenden World Wide Web… Im Geiste höre ich schon die Fragen: <blink>-Tag? Netscape? Wovon redet der Mann? Meine Güte, ich komme mir schon vor wie Opa, der vom Krieg erzählt…

Zurück zur Website. Generalüberholt habe ich sie, sowohl in Gestaltung als auch Technik. Und auch inhaltlich habe ich etwas Hand angelegt. Die Technik übernimmt nun WordPress. Es löst das bis dato von mir genutzte NetObjects Fusion ab, mit dem ich vorher die Seiten auf meinem heimischen PC erstellt, dann exportiert und per FTP auf den Server hochgeladen habe. Ein alles in allem etwas umständliches Verfahren. Gut, meine NetObjects-Version war schon lange nicht mehr die aktuellste. Jedes Update kostete aber auch ein nicht ganz unbescheidenes Sümmchen…

In der neuen Fassung bilden Website und Blog nun eine Einheit. Das vereinfacht das Verfassen und Veröffentlichen neuer Inhalte erheblich und senkt ganz nebenbei den Aufwand für die technische Administration. Aber wem erzähle ich das alles – Website-Profis wissen das natürlich längst, und diejenigen, die keine Website erstellen wollen, interessiert es vermutlich nicht sonderlich. Darum genug von dem technischen Zeug.

Ich hoffe, Ihnen allen, die hier hereingestolpert sind, gefällt, was Sie sehen. Wenn ja, lassen Sie es mich gerne wissen, wenn nicht – nun, dann auch. Für konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge habe ich immer gern ein offenes Ohr.

Bleibt mir jetzt nur noch, Ihnen allen hier viel Vergnügen zu wünschen. Und das tue ich hiermit.

Publikationen

Im Laufe meines Informatik-Studiums und meiner beruflichen Tätigkeit habe ich an verschiedenen Projekten (mit-)gearbeitet, deren Ergebnisse in verschiedenen Publikationen Eingang gefunden haben.

Studium

In zwei Vorlesungen, die ich während meines Informatik-Studiums am Institut für Informatik der Humboldt-Universität zu Berlin besucht habe, habe ich in enger Zusammenarbeit mit den Dozenten die Vorlesungsskripte verfaßt:

  • 1993/94 – „Lineare Algebra und Geometrie“
    Dieses Vorlesungsskript schrieb ich als studentischer Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit Dr. E. G. Giessmann begleitend zu seiner gleichnamigen Vorlesung 1993/94.


  • 1994/95 – „Stochastik für Informatik“
    (Prof. E. Rödel, Institut für Informatik an der Humboldt-Universität zu  Berlin)
    Das Skript zu dieser Vorlesung verfaßte ich im Auftrag von Prof. E. Rödel während meiner Tätigkeit als studentischer Mitarbeiter an seinem Lehrstuhl im Wintersemester 1994/95.

Im Rahmen zweier Seminare an der damaligen Abteilung „Pädagogik und Informatik“ am Institut für Erziehungswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin entstanden die folgenden Seminararbeiten:

  • Januar 1996 – „SimCity 2000 – eine Analyse“
    Im Rahmen meines Wahlpflichtfaches „Pädagogik & Informatik“ habe ich im Wintersemester 1995/1996 an dem Seminar „Analyse von Lernsoftware“ teilgenommen. Mein Beitrag zu diesem Seminar bestand in der Analyse des Simulationsspiels „SimCity 2000“ (die damalige aktuelle Version) auf seine Eignung als Lehrmittel. Die Ergebnisse dieser Analyse habe ich im Rahmen einer Seminar-Arbeit festgehalten.


  • Mai 1998 – „Kryptologie und die neuen Medien“
    Ebenfalls während der Absolvierung des Wahlpflichtfaches „Pädagogik  & Informatik“ habe ich im Wintersemester 1996/97 das Seminar „Rechtliche und ethische Probleme der Computernutzung“ besucht. Im Ergebnis dessen entstand diese Seminar-Arbeit.

Am Ende meines Studiums standen naturgemäß meine Studien- und Diplomarbeit:

  • Juni/Oktober 1998 – Studien- & Diplomarbeit „ThemeSearch – Aufbau einer intelligenten, themenspezifischen Suchmaschine im WWW“
    Beide Arbeiten entstanden bei Prof. Dr. Hans-Dieter Burkhard am Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz des Instituts für Informatik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Betreut wurden sie von Prof. Burkhard und Mario Lenz. Die Studienarbeit stellt dabei eine Vorstufe der Diplomarbeit dar. Mit diesen Arbeiten begründete ich das ThemeSearch-Projekt am genannten Lehrstuhl.

Aus der Diplomarbeit ging dann eine Publikation hervor:

  • 1999 – „On Texts, Cases and Concepts“
    (Mario Lenz, Alexander Glintschert)
    XPS 1999: Knowledge-Based Systems – Survey and Future Directions,
    5th Biannual German Conference on Knowledge-Based Systems, Würzburg, Germany,
    March 3-5, 1999, Proceedings
    Springer Verlag, 1999
    ISBN 3-540-65658-8
    Seiten 148-156

Beruf

Im Rahmen meiner Tätigkeit für die Firma MicroDiscovery GmbH, die neben der reinen Softwareentwicklung auch im wissenschaftlichen Umfeld tätig ist, hatte ich erneut Gelegenheit, an mehreren Publikationen mitzuwirken:

Neulich in der Sneak: Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft

Der Film auf MoviePilot.de | Der Film auf IMDB.com

Langsam vergeht das Licht im Kinosaal. Die ewig gleiche Werbung rauscht vorbei, dicht gefolgt von den Filmtrailern, von denen mir nicht einer im Gedächtnis bleibt. Doch das spielt keine Rolle, denn dann geht es auch schon los. „Nach einer wahren Geschichte“ steht für kurze Zeit auf der ansonsten dunklen Leinwand, bevor die Buchstaben wieder verblassen. Der Film beginnt mit einer New Yorker Straßenszene, die sich unschwer in die Zeit der 1920er oder 1930er Jahre datieren läßt. Die Einblendung „1929“ konkretisiert die zeitliche Einordnung noch ein wenig. Die Kamera schwenkt nach oben und rückt eine Hauswand mit einem Firmennamen in den Mittelpunkt: „Charles Scribner’s Sons“.
Ein Mann an einem Schreibtisch, der ein Manuskript redigiert. Ein weiteres wird ihm auf den Tisch gelegt, viele hundert Seiten stark. Auf dem Deckblatt steht „O Lost“. Er beginnt zu lesen… im Büro, in der Bahn und auf dem Fußweg nach Hause, im Kleiderschrank, weil jeder andere Platz im Haus von der Familie in Beschlag genommen wird… so sehr fesselt ihn das Buch und seine wundervolle Sprache. Und mich auch, denn wir Zuschauer hören ihn lesen…
Der Film beginnt ruhig. Und ruhig und bedächtig entwickelt er seine Geschichte, die Geschichte des bei „Charles Scribner‘ Sons“ beschäftigten Lektors Maxwell Perkins und seiner großen Entdeckung Thomas Wolfe.
Thomas Wolfe? Wer war Thomas Wolfe? Ich gestehe: auf diese Frage hätte ich bis heute keine Antwort gewußt. Eine Bildungslücke? Mag sein. Doch dank ihr habe ich heute etwas Neues lernen können. Denn was sich hier auf der Leinwand entfaltet, ist ein Stück Literaturgeschichte. Eines, das mich um so mehr fesselt, als es mir vorher völlig unbekannt war. Namen wie Francis Scott Fitzgerald oder Ernest Hemingway waren mir natürlich bestens bekannt, von beiden habe ich auch schon das eine oder andere gelesen. Beiden war Maxwell Perkins als Lektor verbunden. Doch von Thomas Wolfe hatte ich bis heute noch nichts gehört.
Die Art, wie der Film seine Geschichte erzählt, mögen manche als langweilig empfinden, seine Bedächtigkeit und Ruhe als Langatmigkeit mißinterpretieren. Ich empfinde sie jedoch als Gewinn. Sorgfältig wird die Geschichte der Beziehung zwischen Perkins und Wolfe vor dem Zuschauer ausgebreitet, eine Beziehung, die sich von einer anfänglichen reinen Arbeitsbeziehung in langem Ringen um Wolfes Werke, um jeden Absatz, ja um jeden Satz, hin zu einer Freundschaft entwickelt; einer Freundschaft, die aufgrund der nicht eben einfachen Künstlerpersönlichkeit Wolfes ihre Höhen und Tiefen hat, die schließlich sogar bricht und doch letztlich überlebt. Ich mag diese Art Filme, ob wahr oder nicht, Filme, die Wert auf ihre Figuren legen, sich für sie interessieren und ihnen Raum geben, sich zu entwickeln. Die ihre Triumpfe, aber auch ihre Niederlagen, ihre Selbstzweifel, ihre Schwächen zeigen, ohne über sie zu richten. Es mag – im Sinne des Blockbusterkinos, nach dem Eventhungrige heutzutage verlangen – nicht viel los sein in diesem Film, und doch ist er spannender, mitreißender und um so vieles interessanter als mancher superteure Megafilm.
Man kann über Wolfe im Lexikon nachschlagen. Auch über Scott Fitzgerald und Hemingway wird man darin etwas finden. Doch diesem Film gelingt etwas, was ein Lexikon und auch Wikipedia nicht können: über die reinen Fakten und Lebensdaten hinaus die Geschichte hinter den Büchern zu erzählen. Und zu dieser gehört untrennbar auch der großartige Lektor, ohne den die Werke dieser Autoren (und vieler anderer) vielleicht nie so großartig geworden wären, wie sie es sind.
Und so hat mir der Film die vorhin gestellte Frage beantwortet. Wer war Thomas Wolfe? Auf jeden Fall ein Autor, dessen Bücher nun auf meiner Leseliste stehen.

Der Film auf MoviePilot.de | Der Film auf IMDB.com