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Durch grüne Oasen der Innenstadt

Seit der letzten Etappe ist eine kleine Weile ins Land gegangen, und so ist es nun endlich an der Zeit, meine Wanderung auf dem Grünen Hauptweg Nr. 19 fortsetzen. Und auch wenn das Wetter heute etwas durchwachsen ist und immer wieder kleine Regenschauer niedergehen, soll mich das nicht an meinem Vorhaben hindern.

Die Kulturbrauerei an der Knaackstraße
Die heutige Kulturbrauerei war einst die alte Schultheißbrauerei an der Schönhauser Allee. Heute ist sie ein Kultur- und Veranstaltungsort mit Kino, Theater, Diskotheken und vielem mehr.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Startpunkt ist wiederum der Endpunkt der letzten Stadtwanderung. Von der Kulturbrauerei, dort, wo die U-Bahn in der Schönhauser Allee ans Tageslicht tritt und auf ihr Viadukt hinauffährt, geht es nun ein Stück die Sredzki-Straße entlang, begleitet von den Ziegelmauern der Bauten der ehemaligen Schultheiß-Brauerei. Schon an der nächsten Straßenecke wechselt der Weg die Richtung und folgt nun der Knaackstraße. Beide Straßen erinnern an deutsche Kommunisten – Siegmund Sredzki und Ernst Knaack -, die aktiv gegen den deutschen Faschismus gekämpft hatten und ihm im Jahre 1944 zum Opfer fielen. Mein Weg führt mich an der Grundschule am Kollwitzplatz vorbei, auf deren Gelände eine von Heinz Worner geschaffene Stele mit dem Titel „Traditionen der deutschen Arbeiterklasse“ auch an diese beiden Widerstandskämpfer erinnert.

Kollwitz-Denkmal
Das Denkmal für Käthe Kollwitz auf dem Kollwitzplatz im Berliner Prenzlauer Berg wurde von Gustav Seitz geschaffen.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Wenige Schritte weiter erreiche ich mit dem Kollwitzplatz die erste grüne Oase, die die heutige Etappe des Grünen Hauptwegs Nr. 19 heute für mich bereithält. Ich mache einen kurzen Abstecher in den kleinen Park und zum Denkmal für Käthe Kollwitz, das vom Bildhauer Gustav Seitz geschaffen wurde. Auf der von der Knaackstraße gebildeten Platzseite passiere ich ein kleines unscheinbares Metalltor, in dem unter den zahlreichen, es verunstaltenden Graffitis die darin eingelassenen beiden Davidsterne kaum noch auffallen. Sie bilden Gucklöcher in den geschlossenen Torflügeln, und ein Blick hindurch lohnt durchaus. Er fällt auf einen grasbewachsenen Weg, der zunächst zwischen den Hauswänden hindurchführt und dann auf der rechten Seite von einer Mauer begleitet wird. Ich blicke auf den sogenannten Judengang, der hinter dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee verläuft, einst eine rituelle Funktion besaß und heute eines der wenigen erhaltenen Beispiele eines jüdischen Begräbnisganges ist.

An der Ecke Knaackstraße und Kollwitzstraße steht ein unscheinbarer Neubau, der nicht weiter auffällt. Eine Tafel daran belehrt mich, daß hier in der ehemaligen Weißenburger Straße einst das Haus stand, in dem Käthe Kollwitz nach der Heirat mit ihrem Mann Karl Kollwitz wohnte.

Der Wasserturm im Prenzlauer Berg
Der Wasserturm im Prenzlauer Berg ist der älteste Berliner Wasserturm.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Der Weg Nr. 19 verläßt hier den Kollwitzplatz, folgt noch ein Stück der Knaackstraße und erreicht am Wasserturm die nächste grüne Oase. Er biegt in die Diedenhofer Straße ein, wo er um den kleinen Park herumführt. Ein kleiner Abstecher in die Grünanlage lohnt sich auf jeden Fall. Steigt man auf den kleinen Hügel, unter dem sich die Gewölbe der Wasserspeicher befinden, hat man einen schönen Blick über die Stadt und kann sich den behäbigen Wasserturm und den schmalen Steigturm aus der Nähe besehen.

Von hier aus geht es weiter durch die Belforter Straße. Nummer 24 gehört zum Hotel Ackselhaus. Weil die Toreinfahrt gerade offensteht, trete ich hinein und finde mich in einem schön gestalteten Hauseingang wieder. Ein Sofa lädt zum Verweilen ein, an den Wänden hängen kleine Kunstwerke, die Decke ist mit Stuck versehen und gibt vor, der auf sie aufgetragenen Farbe Lebewohl zu sagen. Ein Kronleuchter spendet Licht. Eine Tür öffnet sich zu einem schön gestalteten Innenhof mit einem Wasserbecken, in dem sich Fische tummeln. Ein Hort der Ruhe und Entspannung. Lediglich die an zwischen den Hauswänden gespannten Schnüren aufgehängten riesigen rosafarbenen aufgeblasenen Kraniche wirken fehl am Platze und übermäßig kitschig.

Prenzlauer Allee mit Immanuelkirche
Blick die Prenzlauer Allee hinauf in Richtung Norden. Rechts ist der Turm der Immanuelkirche zu sehen.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Wenige Meter weiter quert der Grüne Hauptweg die Prenzlauer Allee. Links die Straße hinauf grüßt der Turm der Immanuelkirche herüber, blickt man nach rechts, tun Fernsehturm und das Park-Inn-Hotel am Alexanderplatz es ihm nach. Weiter geht es nun durch die Heinrich-Roller-Straße. Rechter Hand wird sie alsbald von einer Ziegelmauer begleitet. Ein Toreingang steht offen und gibt den Weg hindurch frei. Ich stehe in einer kleinen Parkanlage, die den Namen Leise-Park trägt. Einst gehörte das Areal zum Friedhof St. Marien und St. Nicolai, wurde jedoch schon seit 1970 nicht mehr für Bestattungen genutzt. Den Namen hat man dem Park tatsächlich verliehen, um Besucher darauf hinzuweisen, leise zu sein. Das ist auch mehr als angemessen, nicht nur, weil die kleine Grünanlage, auf die ich hier unverhofft getroffen bin, ein Ort der Erholung sein soll, sondern auch, weil sich einige der Grabanlagen hier noch erhalten haben. Vom breiten Hauptweg zweigen links und rechts kleine Pfade ab, die von ihm weg in den Park hinein und verschlungen durch’s Gezweig wieder zu ihm zurückführen. Bänke mitten im Grün laden zum Verweilen ein und über allem liegt eine Ruhe, wie man sie hier inmitten der Stadt gar nicht vermuten würde. Ein wirklich schönes Erholungsareal, das hinter der alten Friedhofsmauer darauf wartet, entdeckt zu werden.

Gedenktafel für Hans Rosenthal
Diese Berliner Gedenktafel für Hans Rosenthal hängt am Haus Winsstraße Nr. 63.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Ich passiere die Winsstraße. Weicht man hier vom Grünen Hauptweg Nr. 19 für einen kurzen Ausflug ab und folgt ihr ein Stück, gelangt man zum Haus Nummer 63. Hier erinnert eine Berliner Gedenktafel an den Rundfunk- und Fernsehmoderator Hans Rosenthal, der einst hier wohnte. Von den Faschisten verfolgt und zur Zwangsarbeit verurteilt, überlebte er mit Glück und Hilfe den Holocaust. In der Nachkriegszeit wurde er einer der beliebtesten Showmaster im Fernsehen. Seine Sendung „Dalli Dalli“ und sein Ausruf „Das war Spitze!“ gehören heute gewissermaßen zum Allgemeingut.

Zurück in der Heinrich-Roller-Straße folge ich ihr, bis sie die Greifswalder Straße erreicht. Hier biegt der Weg nach rechts ab und führt kurz darauf an eine große Kreuzung. Hier stand einst das zweite Königstor, das Eingang durch die Akzisemauer gewährte. Als es schon nicht mehr stand, gab man dem Platz den Namen „Platz am Königstor“, den er heute allerdings nicht mehr trägt.

Am Märchenbrunnen
Der Berliner Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Den Prenzlauer Berg nun verlassend, überquert der Grüne Hauptweg Nr. 19 die hier beginnende Greifswalder Straße, und ich tue es ihm gleich. Eine weitere Straßenüberquerung später stehe ich auf der anderen Seite der Straße „Am Friedrichshain“ und am Eingang des Volksparks, der einem ganzen Stadtbezirk seinen Namen gibt. Durch ein Eingangstor, das von zwei kleinen Putten flankiert wird, führt der Weg in den Park hinein und direkt auf Berlins möglicherweise bekanntesten Brunnen zu: den Märchenbrunnen. Eine terrassenartig angelegte Wasserkaskade mit kleinen Fontänen, wasserspeienden Fröschen und einer Arkade am hinteren Ende bilden das schöne Ensemble, das von zahlreichen, Figuren aus den Grimmschen Märchen darstellenden Statuen eingerahmt wird. Aschenputtel, Dornröschen, Hans im Glück, Hänsel und Gretel – alle sind sie da. Ein Ort, der zum Verweilen einlädt – und diese Einladung nehme ich gerne an.

Als ich weiterwandere, führt der Weg durch die Arkade und an einer weiteren Fontäne im Park dahinter vorbei. Das gesamte Areal ist von einem Zaun eingefaßt, der es vom eigentlichen Volkspark trennt. Durch ein weiteres Tor führt der Weg zunächst in diesen hinein, biegt jedoch gleich nach rechts ab und wendet sich der Friedenstraße zu, die er kurz darauf erreicht. Hier passiert er das Denkmal für die Interbrigadisten, die den spanischen Freiheitskampf gegen General Franco zwischen 1936 und 1939 unterstützten.

Am Platz der Vereinten Nationen
Das Hochhaus am Platz der Vereinten Nationen.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Am Platz der Vereinten Nationen verläßt der Weg den Park und überquert den Platz. Ein einsetzender Nieselregen erzwingt eine kurze Unterbrechung der Wanderung, geht aber glücklicherweise schnell vorüber. Ein Springbrunnen, der jedoch gerade pausiert und sich daher lediglich als etwas willkürliche Ansammlung großer Steine präsentiert, befindet sich dort, wo sich einst das große Lenindenkmal von Nikolai Tomski erhob, das man 1991 gegen den Widerstand der Anwohner abriß.

Strausberger Platz
Der Strausberger Platz mit dem Brunnen und dem Haus des Kindes (links) und dem Haus Berlin (rechts).
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Durch die grüne Lichtenberger Straße führt der Weg nun zum Strausberger Platz. Der in seiner Mitte stehende Brunnen, den der Kunstschmied Fritz Kühn und der Architekt Heinz Graffunder gestalteten, ist in Betrieb und seine Fontäne verleiht dem Platz ein würdiges Zentrum. Die Biermeile, die an diesem Wochenende gerade stattfindet und allerlei am Gerstensaft interessiertes, lautstarkes Volk anzieht, ignoriere ich nach Kräften und überquere schnell die Karl-Marx-Allee. Ihr Namensgeber hatte mehr Glück als Lenin, denn seine vom Bildhauer Will Lammert geschaffene Büste steht noch und ist mir natürlich einen eingehenderen Blick wert.

Anschließend führt der Weg weiter die Lichtenberger Straße entlang. Sie ist eine sehr grüne Verkehrsader, verfügt sie doch über einen breiten, rasenbewachsenen und baumbestandenen Mittelstreifen, den an ihren Rändern weitere Grünstreifen mit teils recht hohen Bäumen ergänzen. Überhaupt ist das Stadtviertel, das sie durchquert und das von zahlreichen Plattenbauten gebildet wird, durch seine mit vielem Grün gefüllte Weitläufigkeit ein schöner Ort zum Wohnen. Es ist lohnend, sich die Zeit zu nehmen und einmal links oder rechts des Weges durch die Wohnanlagen zu pilgern.

Stolpersteine in der Michaelkirchstraße
Stolpersteine in der Michaelkirchstraße.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Hinter der Holzmarktstraße unterquert der Grüne Hauptweg Nr. 19 das Viadukt der Stadtbahn und erreicht wieder die Spree, die er über die Michaelbrücke überwindet. Auf der anderen Seite folgt ein kurzer Abschnitt, der nur wenig für’s Auge bietet. Rechter Hand erstreckt sich der Zaun, hinter dem das Heizkraftwerk Mitte seine Anlagen sortiert hat, linker Hand stehen vergleichsweise langweilige Geschäftshäuser. Wenn man jedoch auf seinen Weg und seine Umgebung achtet, kann man selbst hier etwas entdecken. Etwa in der Mitte der Strecke bis zur nächsten Querstraße sind direkt vor dem Zaun des Kraftwerks drei Stolpersteine in den Gehweg eingelassen. Sie erinnern an von den Faschisten verschleppte und ermordete jüdische Bürger der Stadt, die in den zu jener Zeit hier noch stehenden Wohnhäusern lebten. Die Inschriften sind jedoch kaum noch zu erkennen. Straßendreck deckt sie nahezu völlig zu. Mit einem kleinen Feuchttuch ist der jedoch leicht zu beseitigen, so daß die Steine kurze Zeit später ihre Botschaft der Mahnung wieder weitergeben können.

Die Sankt-Michael-Kirche
Die Ruine der Sankt-Michael-Kirche auf dem Michaelkirchplatz.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Der Weg führt die Michaelstraße weiter, quert die Köpenicker Straße und läuft nun direkt auf einen großen Kirchenbau zu. Als er den Michaelkirchplatz erreicht, gabelt sich die Straße um einen grünen, baumbestandenen Platz, in dessen Mitte sich besagte Kirche erhebt. Sie trägt – die Bezeichnung des Platzes läßt es bereits ahnen – den Namen Sankt-Michael-Kirche. Als ich um sie herumgehe, wird deutlich, daß sie eine Ruine ist, die nur teilweise wieder aufgebaut wurde. Der Zweite Weltkrieg hat sie ebensowenig verschont wie den Rest der alten Luisenstadt, wie dieses Stadtviertel einst hieß. Der von den Bomben der Alliierten entfachte Feuersturm – der einzige, den es in Berlin gab – hat hier nahezu keinen Stein auf dem anderen gelassen.

Rings um die Kirche zieht sich eine kleine Parkanlage. Das Kirchenschiff selbst ist nicht mehr vorhanden. Nur noch Teile der Außenmauern markieren, wo es sich befand, das Dach ist verschwunden. Ganz oben auf der Frontseite der Kirche steht allerdings noch die Statue des Heiligen Michael, die von August Kiß geschaffen wurde.

Am Engelbecken
Ein Blick über das Engelbecken. Einst war es Teil des längst zugeschütteten Luisenstädtischen Kanals.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Vor der Kirche erstreckt sich eine Wasserfläche. Das Engelbecken ist das letzte Überbleibsel des ehemaligen Luisenstädtischen Kanals, der einst Landwehrkanal und Spree verband. Hier am Engelbecken knickte der Kanal, von Süden vom Landwehrkanal her kommend in einem Winkel von neunzig Grad nach Osten ab. Sein Verlauf ist auch heute noch gut zu erkennen, denn als man den Kanal 1926 zuschüttete, legte man an seiner Statt eine Grünanlage an. Dieser folgt der Weg nun nach Süden – so wie ich auch nach einer kurzen Rast im Café am Engelbecken.

Unter dicht bewachsenen Laubengängen, in die kaum ein Sonnenstrahl einzudringen vermag, geht es in einen kleinen Rosengarten hinein und dann weiter im tieferliegenden ehemaligen Bett des Kanals zwischen Ufermauern entlang. In der Mitte steht ein kleiner indischer Brunnen, ein von kleinen Frauenfiguren und Löwenköpfen gebildetes kegelförmiges Gebilde, auf dessen Spitze eine größere Frauenfigur sitzt.

Parkanlage im ehemaligen Luisenstädtischen Kanal
Ein Blick durch die Parkanlage im ehemaligen Luisenstädtischen Kanal. Im Hintergrund erhebt sich die Sankt-Michael-Kirche.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Der Weg führt unter einer Brücke hindurch, über die die Waldemarstraße den alten Kanal überquert. Am Legiendamm rechts ist ein kleiner Ziegelbau zu erkennen. Das darin untergebrachte Restaurant trägt den Namen „Zur kleinen Markthalle“. Es ist ein Überbleibsel der alten Markthalle VII, die sich einst hier befand und bis zur nahegelegenen Dresdner Straße erstreckte, an der man noch heute den alten Haupteingang der Markthalle findet.

Hinter der Brücke steigt der Weg langsam an und die alten Ufermauern verschwinden. Hier ist der alte Kanal vollständig zugeschüttet worden, so daß ich nun auf einer Art Mittelstreifen zwischen zwei Straßen, dem Legien- und dem Leuschnerdamm weiterwandere. Zwei Büsten links und rechts erinnern an die Namensgeber der beiden Straßen, die Gewerkschaftsführer Karl Legien und Wilhelm Leuschner.

Oranienplatz
Der Oranienplatz. Einst wurde er vom Luisenstädtischen Kanal gekreuzt.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Kurz darauf erreicht der Weg den Oranienplatz, das einstige Zentrum der Luisenstadt. Ein etwas merkwürdig anmutender Brunnen will zunächst passiert werden, bevor die Oranienstraße in der Platzmitte überquert werden kann. Auf der anderen Seite setzt sich die aus dem ehemaligen Kanal hervorgegangene Parkanlage fort. Auf der linken Platzseite steht an der Ecke zur Oranienstraße ein Bau, der auf den ersten Blick als ehemaliges Warenhaus zu erkennen ist. Hier war einst das Kaufhaus Brenninkmeyer untergebracht. Auch wenn in diesem Haus heute keine Waren mehr feilgeboten werden – die Kaufhauskette gibt es noch. Sie heißt heute C & A. Links auf der gegenüberliegenden Platzseite prangt an einem Gebäude der Schriftzug „Oranien-Apotheke“. Nun, die Apotheke ist auch nicht mehr existent. 1860 wurde sie eröffnet. Das alte Apothekenmobiliar kann man heute noch betrachten – das nun hier befindliche Café hat sie weitestgehend erhalten.

Als ich in die hinter dem Platz sich fortsetzende Parkanlage eintrete, fällt mir an dem Gebäude rechts der daran angebrachte Name „Max-Taut-Haus“ auf. Das Gebäude wurde vom namensgebenden Architekten als Warenhaus der Konsumgenossenschaften entworfen.

Der Weg führt jetzt weiter durch den Park auf dem ehemaligen Luisenstädtischen Kanal. Er wirkt nun etwas ungepflegter, ist oft sandig und wegen des Regens der vergangenen Tage auch matschig. Ein Zaun umschließt eine Baustelle, an der niemand arbeitet – ein Umstand, der auf viele Baustellen in Berlin zutrifft. Dann läuft der Weg direkt auf einen Zaun zu, in dem sich ein Tor befindet. Dieses steht zwar offen, doch erstreckt sich dahinter nur ein Verkehrsgarten. Es ist wenig wahrscheinlich, daß der Wanderweg da hineinführt. Und richtig, an einem der zahlreichen Bäume findet sich ein Wanderzeichen, das mich anweist, um die Anlage herumzulaufen.

Skalitzer Straße am Wassertorplatz
Die Skalitzer Straße am Wassertorplatz mit dem Viadukt der Hochbahn.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017), Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Noch bevor ich das tun kann, höre ich lautes Rumpeln und Quietschen. Irgendwo fährt langsam ein Zug vorüber. Als ich unter den Bäumen hervortrete, sehe ich die Quelle: das Hochbahn-Viadukt in der Skalitzer Straße. Ich stehe am Wassertorplatz. An einem Hochbahnviadukt habe ich die heutige Etappe begonnen. Und an einem Hochbahnviadukt beende ich sie auch. Dazwischen lag ein Weg voller grüner Oasen im Herzen der Stadt.