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Volle Fahrt voraus und Kurs auf’s Riff!

Dieser Beitrag ist Teil 8 von 8 der Beitragsserie "Gedanken zum Jahreswechsel"

Wieder einmal ist ein Jahr vorüber.

Wieder einmal steht der Jahreswechsel kurz bevor. Fast schon höre ich seine Schritte vor meiner Tür. Gleich wird er anklopfen und, ob ich ihn nun hereinlassen möchte oder nicht, kurz darauf vor mir stehen und mir ein enthusiastisches „Hallo, da bin ich!“ entgegenrufen.

Könnte ich ihn doch auch nur so ausgelassen und unbeschwert begrüßen…

Doch irgendwie will mir das in diesem Jahr nicht gelingen.

Daß ich an diesem Silvesterabend des Jahres 2023 allein an meinem Schreibtisch sitze und diesen Text schreibe, hat allerdings nichts mit dieser eher gedämpften Stimmung zu tun, die mich momentan umfängt. Vielmehr ist mir das mittlerweile eine liebgewordene Tradition geworden, den letzten Abend eines jeden Jahres allein zu verbringen, mich bei einem Glas roten Weins ein wenig zu besinnen und Rückschau zu halten auf die zurückliegenden 365 Tage, fernab von Partytrubel und Knallerei.

Nein, der Dämpfer, den meine Stimmung gerade erfährt, ist eher das Ergebnis der Situation, in der ich mich am Ende dieses Jahres wiederzufinden das Mißvergnügen habe und die mir eben diese Rückschau deutlich vor Augen führt. Da hilft es auch nicht gerade, noch einmal einen Blick in meinen Text zum vorangegangenen Jahreswechsel zu werfen, offenbart mir dieser doch, daß die Entwicklung dieses Jahres keine neue, sondern lediglich die konsequente Fortsetzung jener des Vorjahres ist. Der damals von mir zitierte Pessimist hat offenbar recht behalten. Leider.

Denke ich über das vergangene Jahr nach, fallen mir, was die allgemeine Lage der Welt anbetrifft, eigentlich nur Dinge ein, die mein Fazit von vor einem Jahr, daß jene vollkommen verrückt geworden sei, nur bestätigen.

Noch immer ist Krieg. Im europäischen Osten hat er nicht aufgehört. Im Nahen Osten ist einer dazugekommen. Und weil im Fernen Osten noch viel zu wenig los ist, versucht man offenbar auch dort, einen herbeizuführen. Nur eines macht man nicht: Konflikte friedlich lösen. Denn Frieden bekommt man schließlich nur mit Waffen, oder? Warum sonst liefern wir die andauernd überall hin?

Und damit keiner auf die Idee kommt, das zu hinterfragen, wird bei jedem Konflikt vehement verlangt, daß man sich als Erstes mal auf eine Seite schlägt. Und zwar auf die richtige. Also paßt man am besten genau auf, welche das gerade wieder ist. Und wer es ganz richtig machen will, schwenkt auch noch eine Fahne dazu. Oder hängt sie irgendwo auf, wo sie auch jeder sieht.

Muß ich auch?
Ja!

Na gut, dann tue ich das. Ich bin auf der Seite des Friedens. Das ist auch wieder falsch? Wieso? Ach, die steht gar nicht zur Wahl? Bringt wohl zu wenig Profit und Gewinne ein… Nun, dann mache ich da eben wieder mal nicht mit. Das kenne ich ja schon aus den letzten drei Jahren.

Was war noch? Pleiten gab’s. Jede Menge davon. Benko und Signa, Real, Peek & Cloppenburg, Reno, Hallhuber, Gerry Weber, Klingel… Die Liste ist lang und wird beinahe tagtäglich länger, wie man in den Medien lesen kann. Das Wort „einwecken“ hätten wir fast aus dem deutschen Wortschatz streichen müssen, denn das Unternehmen Weck konnte nur gerade so gerettet werden.

Aber so schlimm ist das ja nicht. Pleite, ach was! Da hören halt mal ein paar Unternehmen auf zu produzieren. Was macht das schon? Da sind die doch nicht gleich insolvent. Machen die halt irgendwann später weiter. Sagte der Wirtschaftsminister. Und der muß es ja wissen, oder?

Komisch nur, daß das mittlerweile im Alltag spürbar wird. In meiner näheren Umgebung schließen mehr und mehr Läden ihre Pforten. Und irgendwie sieht es stets so gar nicht danach aus, als wollten sie ihre Geschäfte irgendwann später wieder aufnehmen. Kurze Zeit darauf sind die Schaufenster leer und die Verkaufsräume komplett ausgeräumt. Und das bleibt dann so. Woran das wohl liegt? Vielleicht ist man ja doch recht schnell insolvent, wenn man nichts mehr produziert und verkauft…

Sind wir froh, daß wenigstens Reparaturen noch stattfinden, wenn mal was kaputtgeht. Das kann dann halt nur ein wenig dauern. Mitte dieses Jahres wurde in meinem Wohnhaus ein Fahrstuhl repariert. Der war nur ein reichliches Jahr kaputt. Auf die Reparatur des zweiten, der sich kurz danach in eine Betriebspause verabschiedet hat, warte ich allerdings noch. Wird wahrscheinlich erst im nächsten Sommer was. Und ich bin schon sehr gespannt, wie lange es dauert, bis die Hauseingangstür repariert wird, die sich nicht mehr öffnen läßt. Wenn ich die Zeit von einem knappen Jahr für die Renovierung der Kellerräume nach dem Brand im Jahr 2022 als Maßstab nehme, wird das wohl noch eine Weile so bleiben. Dafür haben wir jetzt eine Zentrale, die wir Mieter anrufen können, wenn etwas in unseren Wohnungen kaputtgeht. Die organisieren dann die Reparatur. Komisch nur, daß ich denen manchmal, wenn ich anrufe, erstmal erklären muß, wo sich mein Haus überhaupt befindet…

Von Bahn und Post will ich hier gar nicht erst anfangen. Zu letzterer habe ich in diesem Jahr bereits einen längeren Erlebnisbericht verfaßt, ersterer habe ich mittlerweile eine eigene Artikelserie gewidmet, die allein in diesem Jahr um drei neue Beiträge gewachsen ist. Was ich dort zu beschreiben die Ehre hatte, zeigt: da ist mittlerweile Scheitern der Normalzustand.

Auch von der Klimapanik und den Klimaklebern mit ihren Aktionen will ich hier nur schreiben, daß ich sie fragwürdig finde – ein Ausdruck, der zwar nicht annähernd zutreffend beschreibt, was mir wirklich durch den Kopf geht, doch die drastischeren Ausdrücke, die das täten, wären an dieser Stelle nicht druckfähig. Stets, wenn ich etwas über sie lese, frage ich mich, welche Vorstellung diese Leute von der Wirkung ihrer Aktionen eigentlich haben. Wieso glauben sie, ihrem selbsterklärten Ziel, die Gesellschaft bezüglich der Dringlichkeit des Handelns gegen den Klimawandel aufzurütteln, auch nur einen Millimeter näherzukommen, wenn sie die Bürger dieses Landes gegen sich aufbringen und in Wut versetzen. Denn viel mehr haben sie zumindest bei mir nicht erreicht. Wie auch soll ich mich bemüßigt fühlen, sachlich über dieses Thema – für wie sinnvoll man es auch immer halten mag – nachzudenken, wenn ich wütend darüber bin, daß zwei Wahrzeichen meiner Heimatstadt, das Brandenburger Tor und die Weltzeituhr, stark verschmutzt und teilweise schwer beschädigt wurden? Da ist mir die Motivation aber so was von egal!

Ich denke, ich höre an dieser Stelle lieber auf damit, das Jahr 2023 in größeren Kontexten Revue passieren zu lassen. Sollte ich dafür ein Fazit ziehen, würde ich es gar nicht erst versuchen, sondern einfach auf das Lied „Das Narrenschiff“ von Reinhard Mey verweisen, das er im Jahr 1997 veröffentlicht hat. Wer hätte damals wohl gedacht, daß es 2023 eine exakte Zustandsbeschreibung unserer Zeit und unseres Landes abgeben würde.

Schaue ich also auf der Suche nach Erfreulicherem in diesem Jahr 2023 auf eigene Erlebnisse.

Nun, da wäre zunächst eines, das definitiv nicht in diese Kategorie fällt, bin ich doch im April knapp einem Wohnungsbrand entgangen. Eine Steckdose, die nicht einmal benutzt wurde, hatte sich einfach so selbst entzündet. Sie dachte wohl, sie paßt sich mal der allgemeinen Lage an und löst sich in Rauch auf. Glücklicherweise war ich gerade zu Hause, so daß ich den Brand noch rechtzeitig bemerken und selbst löschen konnte. Eine Renovierung war dennoch erforderlich. Ich nutzte die Gelegenheit, gleich die ganze Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen – oder besser: bringen zu lassen. Und da ich das nicht selbst tun wollte – das letzte Mal zehn Jahre zuvor saß mir gewissermaßen immer noch in den Knochen -, entschloß ich mich dazu, eine Malerfirma zu beauftragen. Meine Wahl fiel auf „Die Anstreicherinnen“ und ich habe sie nicht bereut, denn sie erledigten den Job in nur drei Tagen schnell und in erstklassiger Qualität! Mag das hier auch ein wenig Werbung sein, so ist es mir egal, denn: Ehre, wem Ehre gebührt!

So brachte mir das Jahr 2023 also eine schön renovierte Wohnung – etwas, das ich gar nicht hoch genug schätzen kann! Und weil das natürlich für mich dennoch nicht ganz ohne Arbeit abging – immerhin mußte für die Malerarbeiten ja Platz geschaffen werden -, gönnte ich mir im Herbst dann noch einen Urlaub. Und dieser war für mich gleich doppelt nötig und wichtig, denn es war der erste richtige Urlaub seit mehr als drei Jahren. Als jemand, der – wie bereits erwähnt – in diesen drei Jahren bei dem großen Treiben nicht mitgemacht hat, war es mir in dieser Zeit nicht möglich gewesen, Urlaubsreisen zu unternehmen. Doch nun, da die leidige Pandemie endlich besiegt war – wenn auch eher bedingt durch die Kriegsereignisse, die nun die Medienkanäle füllten, als daß sich wirklich etwas am Erkältungsgeschehen geändert hätte -, war es soweit. Und zur Feier dieses Anlasses hatte ich mir etwas für mich ganz Besonderes ausgewählt: eine Flußkreuzfahrt!

Etwas Derartiges hatte ich noch nie unternommen. Zwar befürchtete ich, daß ich bei einem solchen Unternehmen den Altersdurchschnitt der Teilnehmer ganz entschieden senken würde – was auch tatsächlich der Fall war -, doch das spielte keine Rolle. Warum auch? Es gibt in jeder Altersgruppe nette Leute – und ich lernte auf der Reise auch solche kennen. Diese startete in Regensburg, führte die Donau ein Stück flußauf, dann durch den Main-Donau-Kanal an Nürnberg vorüber nach Bamberg, von wo es den Main flußabwärts ging. Würzburg, Wertheim und Frankfurt lagen auf dem Weg und waren mir natürlich jeweils einen Ausflug wert. Weiter ging es nach Mainz, wo das Schiff in den Rhein einbog. Von Rüdesheim ging es durch den vielleicht schönsten Abschnitt des Flusses: das Mittlere Rheintal. Von Koblenz an führte die Fahrt die Mosel flußauf, an Cochem vorüber bis nach Trier. Zehn Tage war ich unterwegs, an die ich dann noch eine Woche Trier anhängte. Alles in allem eine wunderschöne Fahrt mit herrlichen Eindrücken, nicht nur von phänomenal schönen Landschaften mit Flußtälern, Weinbergen und Wäldern, sondern auch von teils pittoresken, teils majestätischen mittelalterlichen Städten. Gerade in diesen Zeiten, in denen man um Ängste, Unruhe und Streß kaum noch herumkommt, war diese Reise ein echtes Erlebnis voller Ruhe und Entspannung, weit abseits von den Irrungen und Wirrungen dieser Welt. Es kam gar nicht darauf an, irgendwo hinzukommen, irgendwo zu sein, irgendetwas gesehen haben zu müssen. Vielmehr war es schön, das Gefühl zu haben, einfach nur unterwegs zu sein und sich die Welt anzusehen, die sich auf einmal als gar nicht so verrückt erwies, wie man sie tagtäglich erlebt, sobald man die Zeitung aufschlägt, den Fernseher oder das Radio anschaltet und von überallher hört, welche Katastrophen sich gerade wieder irgendwo ereignet haben. Und so habe ich neben den vielen schönen Eindrücken eben auch dies von meiner Reise mitgenommen: von Zeit zu Zeit ist es nicht nur ganz erholsam, sondern regelrecht lebensnotwendig, sich eine Auszeit zu nehmen – eine Auszeit von den Medien, ob digital oder analog, und eine Auszeit von der Angst und von der Panik, die sie ständig verbreiten. Stattdessen muß man sich den schönen Dingen widmen. Spazieren oder Wandern in der Natur, Treffen mit guten Freunden, mit denen man gute und bereichernde Gespräche führt und gemeinsame Aktivitäten betreibt, der Genuß eines guten Glas Weins, das Lesen eines guten Buches und noch vieles mehr gehören dazu. Man muß sich bewußt machen, daß sie auch noch da sind, sonst gehen sie in all dem Chaos, all den Wirren, all den Ängsten und negativen Dingen, die Tag für Tag auf uns einprasseln, völlig unter. Und das sorgt für eine permanente, unterschwellige Nervosität, für Unruhe, für Streß, für Anspannung. Und das mag alles sein, keinesfalls aber gesund. Mein Tip ist daher, Fernseher und Radio, wenn nicht ganz zu entsorgen, so doch aber wenigstens aus der täglichen Routine zu entfernen und nur noch gelegentlich und dann ganz bewußt zu nutzen, wenn man sich dem gewachsen fühlt und sich darauf einstellt. So können all die negativen Einflüsse, die sie verbreiten, nicht unbewußt auf uns wirken.

Und so mag das Jahr 2024 vielleicht genauso chaotisch werden wie das zurückliegende Jahr, möglicherweise wird es sogar verrückter – es gibt gegenwärtig leider genug Grund zu der Annahme, daß das Ziel unserer Steuerleute das Riff ist – ob aus Unkenntnis, Unvermögen oder Absicht, spielt eigentlich keine große Rolle. Doch wenn wir für uns selbst, den entsprechenden Ausgleich mit den schönen Dingen des Lebens und damit für unser eigenes Wohlbefinden sorgen, wenn wir uns auf die für uns wichtigen Personen besinnen und sie mit unserem Leben verbinden, so daß wir Teil einer guten Gemeinschaft sind, dann sorgen wir auf diese Weise vielleicht für das nötige Rettungsboot und werden auch das überstehen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch ein schönes, ein gesundes, streß- und angstfreieres Jahr 2024.